Gute Präsentationen halten
Ich dachte es wäre Allgemeinwissen, aber meine Mitstudis beweisen regelmäßig das Gegenteil. Stichpunkte werden 1:1 vorgelesen und, wenn überhaupt, mit nichtssagenden Füllwörtern "verbunden". Das Gesagte entspricht zu 90% dem stichpunktartigen Handout. Durch offensichtliches Ablesen wird nicht in die Kamera bzw. ins Publikum gesprochen. Sowas ist kein Referat, das ist eine schlechte Lesung. Ein kurzer Überblick über einige Tips, die sich für mich persönlich als hilfreich erwiesen haben.
Folien
Stichpunkte, riesige Gliederungen und die eine chaotischer Ablauf erschweren das Entstehen von Sinnzusammenhängen.
Werden in einem Vortrag viele Folien in rascher Folge gezeigt, verliert das Publikum schnell den Überblick über den Sachverhalt. Die Gliederung des Vortrags geht dem Publikum vor allem in PowerPoint-Vorträgen schnell verloren. Es hat weder die Möglichkeit „zurückzublättern“, noch Bilder erneut anzusehen, um ein besseres Verständnis zu erreichen.
Dieser Situation der „Einbahnstraße“ (vgl. TUFTE 2003: 21) hilft auch die permanente Einblendung von Vortragstitel, Logo und Namen des Vortragenden nicht ab. (Alexander 2013)
Ein Lösungsansatz: Minimalistische Folien und klare Abschnitte zwischen größeren Themenschwerpunkten.
Schriftgröße
Bei 1080p Folien (standard) eine Schriftgröße kleiner als 20 (PowerPoint) zu nehmen ist einfach falsch. 30 ist eine gute Größe. Wenn es dabei bleibt, dann verhindert es automatisch hoffnungslos überfüllte Folien. Überschriften 40-50 (PowerPoint).
Je nach Programm werden Schriftgrößen anders interpretiert, in Ludus haben äquivalente etwa die doppelte Zahl.
Tools
- Slides: Ludus
- Live Feedback: Tweedback
- Feedback danach: Cryptpad Forms (free), Typeform (10 Antworten/Monat free) oder Nextcloud Forms (benötigt eigene Nextcloud).
Sprache
Es gibt eine einfachen Ansatz die Sprache zu Verbessern: nimm Reden und Vorträge auf, überdenke was verbessert werden könnte. Es muss ja nicht perfekt sein, aber eine gute sprachliche Performance reduziert das Leiden des Publikums und steigert so die Aufnahmefähigkeit.
Ich persönlich versuche möglichst inklusiv zu schreiben und zu sprechen. So vermeide ich zu schnelles Sprechen, Schachtelsätze und binäre Pronomen wo es nur geht. Ein guter Geschwindigkeitsmaßstab sind übrigens 150 bis 200 Wörter pro Minute. Eine Messung ist mit der IBM Watson Speech to Text engine möglich.
Ganz, ganz wichtig: die meisten Menschen können entweder gesprochenes Wort oder Schrift aufnehmen, nicht beides gleichzeitig, außer es ist gleich. Einzelne Stichpunkte zwischendurch vorlesen kann für den Überblick helfen, komplett zugekleisterte Folien sind aber kontraproduktiv, dafür gibt's ein Handout. Den Überblick behalten ist hier unmöglich, der Text lenkt vom Gesprochenen ab.
Füllwörter
Beispiel: an einigen Stellen haben Füllwörter ihre Berechtigung, aber eine zu häufige Nutzung sollte jedoch vermieden werden.
Ein guter Weg ist die Aufnahme nicht nur selbst zu hören, sondern auch die IBM Watson Speech to Text engine zu benutzen. Da gibt's auch Direkt eine Option Wörter zu erkennen. Als groben Maßstab peile ich einen "und"-Anteil von unter 5% an, andere Wörter unter 1%. Wenn du schon andere STT software hast, dann kannst du auch den Databasic Wordcounter verwenden.
und,ähm,ja,also,aber,auch,dann,okay
Körpersprache
Wenn in Präsenz (lol) dann idealerweise mit ansprechender Körpersprache.
Aufrechte Haltung und offene Handflächen schaffen Vertrauen. Ein klarer Blick ins Publikum signalisiert Selbstvertrauen und Interesse, beides hilft eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Das intensive Betrachten des Bodens oder offensichtliches Ablesen sollte vermieden werden.
Wildes Gefuchtel ist quatsch, aber präzise, unterstreichende Gesten sind sinnvoll: Aufzählungen visualisieren, Größen vergleichen und wörter visualisieren können das Verständnis verbessern.
Literatur
Alexander, Kerstin. 2013. Kompendium der visuellen Information und Kommunikation. X.Media.Press. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Bazelaire, Mathieu. 2022. 10 Effective Presentation Techniques to Help You Succeed. Accessed January 9.
Kuhnke, Elizabeth, and Hartmut Strahl. 2016. Körpersprache für Dummies. Wiley Professional.